Brotfabrik 20:00
Gruff Rhys
Support: Y Niwl
Wenn man die aktuellen Pressefotos von Gruff Rhys sieht, wie er farblich ungesund aussehende Substanzen an seine Lippen führt und sich den Fön wie eine Pistole an die Schläfe setzt, muss man den Eindruck gewinnen, der Waliser ist ein eher schräger Charakter. Sein Vorname (begreift man ihn als Adjektiv, dann heißt das schroff, barsch, auf die Stimme bezogen rauh, tatsächlich aber ist es eine Kurzform, denn sein voller Name lautet Gruffydd Maredudd Bowen Rhys) passt da irgendwie ins Bild. Dem ehemaligen Super Furry Animals-Mann Rhys erscheint der Erfolg im Pop-Mainstream nicht nur in der Retrospektive suspekt. Die Erinnerungen daran, die er formuliert, haben dann mehr mit dem Drumherum, dem Leben in Tourbussen und in Hotels, und weit weniger mit der Musik zu tun. Als echtes Drama empfand er übrigens die Einschränkungen des Transports von Flüssigkeiten beim Fliegen. „Wir konnten keine Flaschen mehr mit nach Hause bringen, mussten sie unterwegs zurück lassen“, gab er mal zu Protokoll. Was er jedoch uneingeschränkt einpacken konnte, waren Mitbringsel aus Hotels. Und die sind nun Thema seines dritten, diesmal nicht walisisch, sondern englisch gesungenen Soloalbums „Hotel Shampoo“ mit dreizehn quietschebunten Beispielen solcher Mittelchen auf dem CD-Cover. Lustigerweise bezeichnet sich Gruff Rhys auf seiner eigenen Homepage als Soft rock singer und „Hotel Shampoo“ sollte ursprünglich ein Piano-Balladen-Album werden. Aber musikalisch hat er weit mehr zu bieten, nämlich einen Pophimmel voller herrlicher Harmonien und Arrangements mit vielfältigsten Einflüsse. Denn das Ganze erinnert mitunter an The Divine Comedy, Badly Drawn Boy, The Flaming Lips und natürlich an die Super Furry Animals.
15 € vvk 18 € ak